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Jubiläum: Zur 200. Unternehmung hebt das Projekt „Begegnungen“ ab

Als das Projekt „Begegnungen“ im Jahr 2000 begonnen wurde, hätte keiner geahnt, dass es so erfolgreich werden würde. Zusammen mit Lehrer Gerhard Laux und einigen Schülern der Realschule Weil am Rhein, darunter auch Sadiye Aydin, welche heute Mitglied des Leo-Clubs ist, wurde der Grundstein für eine lange und großartige Serie von gemeinsamen Unternehmungen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus der Dreiländerecke sowie Bewohnern des Markus-Pflüger-Heims in Wiechs gelegt.

13 Jahre sind zwar keine runde Zahl, dafür aber eine lange Zeit. Wenige soziale Projekte halten so lange durch und werden dazu noch mit so vielen Preisen ausgezeichnet. So waren wir schon zu Besuch bei den Bundespräsidenten Johannes Rau und Horst Köhler oder haben den damaligen Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, Günther Oettinger, kennengelernt. Doch es waren nicht nur die Auszeichnungen, welche uns ehrten und auch ein wenig stolz auf unsere Arbeit machten. Viel wichtiger als diese sind die Begegnungen mit den Menschen selbst, das Beisammensein. So auch am 1. April des Jahres 2013, an welchem wir wieder einmal „in die Luft gingen“.

Das ist natürlich nur im positiven Sinn zu verstehen. Schon vor einigen Jahren stieg die Mannschaft der inzwischen nicht mehr existenten Schülerzeitung Sch’cool der Realschule mit einem Heißluftballon unter Führung des erfahrenen Piloten Fritz Klank in luftige Höhen. Noch lange Zeit später schwärmten alle Teilnehmer von diesem großartigen Erlebnis, wobei auch Fritz Klank selbst von der jungen und dynamischen Truppe angetan war. So angetan, dass er sich außerordentlich erfreut zeigte, als wir uns wieder bei ihm meldeten. Das die 200. Unternehmung ein besonderes Ereignis werden sollte, war allen Leos und Heimbewohnern bereits klar. So kam rasch die Idee einer Ballonfahrt auf, zumal wir bereits durch den Flug mit einer Propellermaschine im August letzten Jahres begeistert Höhenluft geschnuppert hatten. Die erste Überraschung kam schon kurz nach der Buchung, als uns Fritz Klank einen überaus großzügigen Rabatt auf die Ballonfahrt gewährte (Es ist ein großer Fehler, Ballonflug zu sagen, da es sich hier um eine Fahrt handelt – Versprecher kosten meist eine Flasche Champagner). Beeindruckt von diesem Preisnachlass fehlte uns nur noch ein geeigneter Termin, doch war dies schwieriger als gedacht. Denn eine Ballonfahrt ist extrem abhängig von den Wetterverhältnissen wie Regen oder Wind. So mussten einige ins Auge gefasste Termine wieder abgesagt werden, weil das Wetter sich ungünstig entwickelt hatte. Gut, dass wir bereits so viel Erfahrung haben im Planen und Organisieren von Ausflügen!

Schon die erste Aktion des Projektes „Begegnungen“ war kein einfacher Tagesausflug. Nein, der erste Ausflug war eine dreitägige Hausbootfahrt auf dem Rhein-Marne-Kanal in Frankreich. Die Hausbootfahrt hat wohl am meisten Tradition, denn in diesem Jahr soll bereits die Nummer 11 stattfinden – fast in jedem Jahr haben wir also bereits eine solche Fahrt unternommen. Auf die Frage, ob es denn nicht einmal langweilig wird, können wir klar sagen: nein! Zwar ist die Strecke oftmals die gleiche, aber es geht ja gar nicht darum, jedes Jahr eine neue Gegend kennenzulernen. Es geht auch weniger um das Fahren immer anderer Boote als vielmehr um das Zusammensein, das Gemeinsam-etwas-Schaffen, das gemeinsame Feiern, sei es während der Fahrt, während des Mittagessens oder am Abend, wenn Gemeinschaftsspiele gespielt oder rege Gespräche geführt werden. Auch kleinere Discos gab es in der Vergangenheit auf den Booten, ebenso wie Auftritte von Michael Jackson und Pink alias Jürgen von Station „Ahorn“.

Einen Termin für eine Ballonfahrt zu finden, war also viel schwieriger als den für eine Hausbootfahrt, auch wenn diese länger ist und weiter entfernt stattfindet. Da beim Ballon nur die Höhe und die Geschwindigkeit des Aufsteigens oder Sinkens etwas gesteuert werden kann, nicht aber die seitliche Bewegung, ist es für Fahrer und Teilnehmer immer etwas ungewiss, wo die Reise denn tatsächlich hingeht. Steht der Wind still, tut dies auch der Ballon. Es gab aber auch Tage, so erzählte es Fritz Klank, da wurde er hunderte Kilometer abgetrieben und landete irgendwo in der Schweiz. Dort musste ihn ein Kollege, mit welchem er stets in Funkkontakt steht, mit Geländewagen und Anhänger abholen. Bedingt durch den langen und nassen Winter mussten also unsere ersten beiden geplanten Starttermine verschoben werden. Erst am Sonntag, den 31. März, erhielten wir den Anruf und die Information, dass das Wetter ausgerechnet am 1. April ideal für eine Fahrt wäre: Kein Regen, kaum Wind, Sonnenschein!

Egal ob Kerzenziehen, Tierparkbesuche, ein gemeinsames Mittagessen oder ein Wassersporttag – das Projekt „Begegnungen“ gestaltete sich immer sehr abwechslungsreich. In all diesen Jahren waren vor allem zwei Menschen unerlässlich: Gerhard Laux und Claudia Schätzle-Laux. Es gab keine von den 200 Aktionen, bei welcher nicht beide involviert waren. Claudia, welche als Betreuerin im Markus-Pflüger-Heim arbeitet, hat eine enorme Verantwortung und einen hohen Organisationsaufwand bei jedem neuen Ausflug. Da die Bewohner auf verschiedenen Stationen im Pflegeheim wohnen, ist die Planung oftmals recht kompliziert und muss frühzeitig genau mitgeteilt werden. Doch meistens klappt alles dank Claudias großen Einsatzes scheinbar problemlos. Doch auch Gerhard tut mehr, als man erwarten kann. Durch seine zahlreichen Kontakte ermöglicht er uns erst diese großartigen Unternehmungen, dazu kommen noch seine stundenlange Planungs- und Vorbereitungsarbeit in Zusammenspiel mit uns Leos. Wir wüssten ehrlich nicht, wo wir heute ohne Gerhard und Claudia wären und möchten an dieser Stelle einen herzlichen Dank, der sich eigentlich nicht in Worte fassen lässt, aussprechen!

Herr Klank ermöglichte es uns, gleich zwei Ballonfahrten nacheinander zu machen, sodass wir zwei Gruppen mit acht bzw. neun Personen bilden konnten, Leos und Bewohner jeweils gemischt. Jede Gruppe durfte für ungefähr eine Stunde in der Luft bleiben und das Erlebnis Ballonfahrt genießen. Wo die Zwischen- und Endlandung erfolgen sollte, war zu Beginn des Abenteuers noch ungewiss.

Bevor es jedoch in die Lüfte ging, musste der Ballon aufgebaut werden. Dazu trafen sich Leos und Ballonfahrer Fritz Klank mit seinem Kollegen Daniel morgens um 8:00 Uhr auf dem Segelflugplatz in Müllheim, warm eingepackt in langen Unterhosen und dicken Mützen. Der Aufbau wurde durch die routinierten Fachgriffe der beiden Piloten schnell erledigt, in Windeseile war der massige Ballon aus dem Anhänger getragen und auf der Wiese ausgebreitet. Anschließend wurde der Korb auf die Seite gelegt und mit Stahlseilen und Haken an dem Stoff befestigt. Zwei große Ventilatoren sorgten nun dafür, dass genügend durch Gasbrenner erwärmte Luft in den Ballon geblasen wurde, damit dieser aufgerichtet werden konnte. Dies geschah erstaunlich schnell und ließ uns ehrfürchtig nach oben blicken, denn die Ausmaße des Ballons waren schier unglaublich. Aber erst einmal hieß es: Bitte einsteigen! Der Korb bot Platz für zehn Personen inklusive Fahrer, welcher in seiner eigenen „Abteilung“ in der Mitte die Knöpfe und Hebel bediente. Das Einsteigen klappte auch bei allen Bewohnern problemlos, so dass der Reise nichts mehr entgegenstand.

Der Start war nicht ruckelnd, wie in einem Flugzeug, sondern sanft, fast unbemerkt. Als der Ballon langsam an Höhe gewann, waren das Grinsen und das Gefühl der Freude auf den Gesichtern der ersten Teilnehmer unverkennbar – sie hatten jede Menge Spaß. Schon nach kurzer Zeit, das Rauschen des Gasbrenners ertönte in unregelmäßigen Abständen, war der Ballon auf eine Höhe von über 100 Meter gestiegen. Der morgendliche Dunst der tief hängenden Wolken und Nebelfelder ließ den gelben Stoff für die zurückgebliebene Bodengruppe grau wirken, die Personen an Bord waren fast nicht mehr erkennbar. Das Rauschen war nicht wahrnehmbar, die Vögel sangen dafür wieder ihr morgendliches Lied. Doch für Entspannung blieb kaum Zeit: Für die Bodengruppe stand eine Verfolgungsjagd an.

Ein Heißluftballon unterliegt dem einfachen Prinzip „Warme Luft steigt nach oben“. Durch Erhitzen der im Ballon befindlichen Luft wird ein so großer Auftrieb erzeugt, dass der Ballon mitsamt Korb zu schweben beginnt. Dieses Prinzip ist eines der grundlegendsten Naturgesetze – warme Luft ist leichter als kalte Luft und steigt darum nach oben. Nach diesem Physikgesetz entstehen übrigens auch Wind und Gewitter. Die Temperatur im Inneren eines Ballons beträgt während des Fluges ungefähr 90°, wobei die Wetterbedingungen einen hohen Einfluss auf den Ballon haben. Ist es kalt oder scheint zusätzlich die Sonne auf die Hülle, ist der Temperaturunterschied noch größer als normal und ermöglicht ein rasches Aufsteigen. Unvorstellbar, aber wahr: im Leerzustand wiegt der Ballon mit Korb über 700 kg, mit Personen kommt man rasch auf über eine Tonne. Dieses Gewicht wird nur durch Erhitzen der Luft über herkömmliches Gas kompensiert. In der Spitze des Ballons ist eine Art Ventil eingelassen. Dabei handelt es sich um ein großes Stück Stoff, welches per Drahtseil geöffnet und geschlossen werden kann. Ist das „Dach“ geöffnet, entweicht die warme Luft und der Ballon beginnt wieder zu sinken. Solange, bis sich die Luft im Inneren wieder ausreichend erhitzt hat. Steuermöglichkeiten nach den Seiten hat der Fahrer übrigens keine, er ist windabhängig. Einzig die Höhe kann er beeinflussen und kann so versuchen, die verschiedenen Luftströmungen in unterschiedlichen Höhen für seine Fahrt zu nutzen.

Das erlebten auch die Teilnehmer der 200. Aktion im Rahmen des Projekts „Begegnungen“: So wurde die erste Gruppe schon nach dem Start deutlich sichtbar in Richtung Süden getragen. Für die Bodengruppe begann nun die Verfolgung mit den Fahrzeugen, denn wir mussten uns an der Stelle wieder treffen, an welcher der Ballon landen würde. Dafür wurden zwei Fahrzeuge mit Funkgeräten ausgestattet. Daniel, welcher ebenfalls Pilot ist, fuhr mit seinem Geländewagen und Anhänger voraus und zeigte uns den Weg, welcher uns nach Vögisheim führen sollte. Nach einer guten Stunde Fahrt landete der Ballon sanft und behutsam auf einer Wiese, gerade mal zehn Meter neben einem Einfamilienhaus. Die Bewohner der Wohngegend dürften sich über diese Überraschung gefreut haben, wenngleich es recht unheimlich erscheinen mag, wenn ein riesiger Ballon neben dem Haus landet. Nach dem raschen Austausch der Besatzung erhob sich der Ballon wieder in die Lüfte. Bei der zweiten Fahrt hatte der Wind sich soweit gelegt, dass der Ballon eine Stunde über dem Dorf schwebte und sich kaum zur Seite bewegte. Dafür war die Aussicht umso besser, die Menschen erschienen wie Spielzeugfiguren, die Häuser wie mit Lego gebaut.

Oberhalb der Wolkengrenze lächelte uns dann zur Abrundung die Sonne an, die Temperaturen waren dank der ruhigen Windverhältnisse wärmer als auf dem Boden. Auch für spannende Momente war gesorgt, als wir bei der Fahrt einen großen Baum streiften und dann langsam wieder in die Höhe stiegen, auf über 1.000 Meter insgesamt. Nach einer Stunde frischer Höhenluft setzte der Ballon wohlbehalten wieder auf dem Boden auf. Durch Öffnen des Ventils an der Decke entwich die warme Luft sehr schnell und ließ den Ballon innerhalb weniger Minuten komplett in sich zusammensacken. Er wurde in die gleiche Plane eingerollt, aus welcher er am Morgen befreit wurde. Nun trafen auch Claudia mit dem Heimbus sowie einige andere Fahrer ein und transportierten uns zurück zum Flugplatz, von wo aus wir gestartet waren. Eine tolle Fahrt war beendet.

Und was passiert, wenn man sich längere Zeit in dünner Luft befindet? Nun, das können wir nicht verallgemeinern, aber zumindest wir Leos und Bewohner hatten Hunger bekommen. Da kam es doch wie gerufen, dass wir dreißig Plätze im Restaurant Bombastic in Müllheim reserviert hatten. Neben tollem Ambiente gab es hier ein noch tolleres Mittagessen nach Wunsch und jede Menge angeregte Gespräche. So saßen wir Leos noch bis 14:00 Uhr zusammen mit Bewohnern und Gästen im warmen Restaurant und ließen den aufregenden Tag Revue passieren. Es gab aber auch viel anderes zu erzählen, denn schließlich hatten wir uns seit über einem Monat nicht mehr gesehen.

Schon im letzten Jahr trauten sich Wagemutige des Wiechser Markus-Pflüger-Heims in luftige Höhen. Auf dem gleichen Flugplatz starteten Leos und Bewohner an einem heißen Augusttag mit einer kleinen Propellermaschine zu einem Rundflug über die Rheinebene und den Schwarzwald. Solche Ausflüge sind stets etwas Besonderes, denn was für die meisten von uns schon recht viel Mut erfordern mag, ist für die Bewohner eine noch viel größere Herausforderung. Diese sind entweder geistig oder körperlich eingeschränkt, mal mehr, mal weniger stark. Uwe etwa kann kaum noch ohne seinen Rollator laufen. Er hat aber eine erstaunlich lange Wanderung durch eine Tropfsteinhöhle im Jahr 2012 mitgemacht, ohne zu meckern und zu murren. Dieter hat mit seinem fortgeschrittenen Alter bereits neun Hausbootfahrten erlebt und ist dabei so gut gelaunt und redelustig wie beim ersten Mal. Jürgen und Tobias zeigen an vielen gemeinsamen Aktionen ihre Bühnentauglichkeit in Form von Konzertauftritten. So imitiert Jürgen liebend gern Lady Gaga, Michael Jackson oder Pink, während Tobias eher zu Bon Jovi tendiert. Solche und viele weitere Details lassen jeden Ausflug einmalig und besonders werden – Momente, über welche man noch lange nach dem eigentlichen Ausflug sprechen wird.

Während des Essens kamen bereits erste Fragen zu kommenden Aktionen auf. Und auch hier haben wir wieder einiges geplant, vor allem im Sommer. Dazu gehören neben einem Besuch im Thermalbad Bad Bellingen auch eine Tretbootfahrt am Titisee, welche sich Heimbewohner Dieter sehnlichst wünscht sowie die elfte Hausbootfahrt im Spätsommer in Frankreich. Viele weitere Aktionen werden mit Sicherheit noch folgen und wir freuen uns alle auf die Zukunft. In diesem Sinne möchten wir uns bei Fritz Klank für den tollen Tag bedanken und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute, auch im in Kürze anstehenden Ruhestand. Auch möchten wir uns beim Rheincenter bedanken, welches uns in der Karwoche wie im jeden Jahr die Gelegenheit zum Verkauf von 12.000 Ostereiern auf einer großen Ostereierpyramide gab und damit eine Finanzierung für unsere Projekte sicherstellte. Auf die nächsten 200 Aktionen!